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Otto Herz kritisiert das gegliederte Schulsystem

‚Im Leben lernen – Im Lernen leben ’ war der Titel einer Vortragsveranstaltung im Nienburger Kulturwerk mit dem renommierten Reformpädagogen Otto Herz. Der Mitbegründer der Bielefelder Laborschule war auf Einladung des Ortsverbandes und der Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in die Weserstadt gekommen. Ortsverbandssprecher Peter Schmithüsen machte in seiner Begrüßung deutlich, dass die Grünen diese Veranstaltung als einen inhaltlichen Beitrag zu der aktuellen schulpolitischen Debatte im Landkreis sehen. Diese sei aus Sicht der Grünen zu sehr auf die Schulstruktur reduziert und beschäftige sich zu wenig mit pädagogischen Inhalten. „Wenn wir die richtigen Schulen für unsere Kinder finden wollen, dürfen wir nicht nur über Schulstandorte und Schulsysteme sprechen, sondern wir müssen darüber reden, was in den Schulen geschieht, und welche Pädagogik die beste für alle Kinder in unserer Gesellschaft ist“, so Schmithüsen.

Otto Herz eröffnete seinen Vortrag mit der Feststellung, dass in Deutschland „die Kinder des 21. Jahrhunderts unterrichtet werden von Lehrern des 20. Jahrhunderts in einer Schulstruktur des 19. Jahrhundert“. Er illustrierte seine Kritik an dieser rückwärts gewandten Pädagogik in Deutschland eindrucksvoll mit einem Abriss über die hinter uns liegenden 80 Jahre Bildungspolitik, die seiner Ansicht nach dazu geführt hätten, dass wir heute die falsche Schulkultur in einer falschen Schulstruktur haben. Als Antwort auf die Frage, was denn der Auftrag von Schule heute sei, nannte Otto Herz drei wesentliche Punkte. Zuallererst ginge es in Schule darum, das Zusammenleben zu lernen. Menschen müssten lernen, gut miteinander umzugehen, damit die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts von der heranwachsenden Generation gemeinsam bewältigt werden könnten. Und das ist nach Herz nur möglich in einer Schule für alle Kinder. Er forderte die ‚inklusive Bildung’, die alle Kinder ohne Ausnahme von Anfang an gemeinsam erfahren sollten, so wie es in einer UN-Konvention von allen Mitgliedsstaaten – also auch von Deutschland – beschlossen wurde. Folgerichtig kritisierte er das gegliederte Schulsystem: „Das Wunder der Schöpfung“, so Herz, „ist die Vielfalt der Menschen. Keiner gleicht dem anderen und da glauben wir, diese Vielfalt auf vier Gruppen reduzieren zu können.“ Es müsse in der Schule darum gehen, die Vielfalt und die unterschiedlichen Stärken und Schwächen von Individuen so zusammenzubringen, dass daraus etwas Gutes für die Gesellschaft entstehe. Des Weiteren führten die schnellen Umwälzungen unserer Gesellschaft zu der Notwendigkeit des lebenslangen Lernens. Die Entscheidung darüber, ob für Menschen ‚Lernen das größte Abenteuer’ werde oder aber ‚die schlimmste Erfahrung’ ihres Lebens, falle in der Schule. Als dritte Forderung an eine zukunftsorientierte Pädagogik nannte Herz die Vermittlung von ‚intelligentem Wissen’ als dem Wissen, das Menschen weiterhilft, wenn das Faktenwissen und die Routine nicht mehr greift. Wichtig sei nicht die reine Stoffvermittlung, sondern die Vermittlung von Strategien, wie man sich mit den drängenden Fragen der Gegenwart und der Zukunft auseinandersetzen kann.

Vor diesem Hintergrund forderte Herz einen Paradigmenwechsel in der Didaktik - weg von generalisierten Lehrplänen und hin zu individualisierten Lernplänen, weg vom Lernen über die Vergangenheit und hin zum Lernen für die Zukunft. Nicht die Kultusministerien, sondern die Schüler selber sollten entscheiden, was sie interessiert und was sie lernen möchten. Schule ist nach Herz der ideale Ort, um herauszufinden, welche Fragen junge Menschen bewegen, um gemeinsam Antworten darauf zu finden und um jungen Menschen Kompetenzen für die Bewältigung von Zukunftsfragen mitzugeben. Abschließend stellte Otto Herz sein ‚Abc der guten Schule’ vor, das von A wie „Eine Atmosphäre der Achtung, der Anerkennung und der Akzeptanz aufbauen“ bis Z für „Zufriedenheit zeigen und Zuversicht immer wieder zutrauen und zumuten“ reicht.

 



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